Ich überlege mir seit geraumer Zeit, wie es gelingen kann, eine im Prinzip beliebig große Anzahl von Personen in einen für alle dauerhaft produktiven und interessanten Prozess politischer Arbeit zu bringen. Drei Modelle bieten dabei meines Erachtens Orientierung, Politik als Arbeitsprozess zu verstehen, darin eigene Rollen und Aufgaben zu erkennen und eine mögliche Arbeitsweise zu beschreiben. Erstens lohnt es sich, nach der Wertkette der politischen Arbeit Ausschau zu halten, um die Arbeitsweise der handelnden oder betroffenen Akteure zu analysieren. Mit der Frage nach der Wertkette wird sehr gut verständlich, was in einer Partei, in einem Verband, einem Medienunternehmen, in einer Redaktion oder auch in einer Lobbyagentur geschieht (oder, interessant für disruptiv interessierten „politischen Unternehmer“, unterbleibt). Diese Betrachtungsweise hilft zu verstehen, einen Ansatz für die eigene Arbeit und den Wert dieser Arbeit zu erkennen. Auch ist das entscheidend, um das Bedürfnis nach einem organisatorischen Rahmen der eigenen politischen Arbeit zu verstehen und sich einen solchen Rahmen entsprechend zu suchen oder zu schaffen. Zweitens hilft die Kenntnis des Konzepts der Politikfeldanalyse und des von ihr vorgeschlagenen Politikzyklus-Modells, Politik als eine sinnvoll und geordnet in Arenen ablaufende, themenbezogene Sache zu verstehen. Politikfeldanalyse macht politische Arbeit als Informationsbeschaffungs- und -verarbeitungsprozess überhaupt erst strukturierbar. Aufbauend auf dem Konzept der Politikfeldanalyse bieten drittens die Methoden und Techniken politischer Arbeit des Public Affairs Ansatzes konkrete Anleitung für politische Arbeit. Der nachfolgende Text erörtert die Idee, Politik als informationswirtschaftliche Wertschöpfungskette zu betrachten und die Wertketten im Sinne Michael E. Porters zu untersuchen. Weiterlesen
Galtung, Johan: Struktur, Kultur und intellektueller Stil. Ein vergleichender Essay über sachsonische, teutonische, gallische und nipponische Wissenschaft.
In: Wierlacher, Alois (Hg.): Das Fremde und das Eigene: Prolegomena zu einer interkulturellen Germanistik. München (Iudicium-Verlag) 1985, S.151-196 [Ablage Nr.1183]
[Exzerpt]
Der Herausgeber betont in einer Vorbemerkung zum Aufsatz, dass er ihn in der Hoffnung abdruckt, „dass uns der ebenso launige wie bedenkenswerte Vortrag zur näheren Erforschung und zur Tolerierung der kulturellen Unterschiede auch des wissenschaftlichen Redens und Schreibens anregt.“ Mit den Worten der Freien Universität zu Galtungs Ausführungen setzt er hinzu: „Kein Streit wird darüber aufkommen, dass […] Rücksichtnahme […] fremder Lebensgewohnheiten zu den Vorbedingungen gehört, das Nebeneinander von […] Menschen […] erträglich oder auch nur denkbar zu machen. Die Wissenschaftler […] tun gut daran, mit dieser Einsicht bei sich selber anzufangen.“ (151) Weiterlesen
Werte und kulturelles Wissen: zwei von vier Komponenten des Konzepts „politische Kultur“
Die hier wiedergegebene Arbeit ist für mich ein wichtiger Trittstein zwischen den erkenntnis- und politiktheoretischen Inhalten meiner Ausbildung einerseits und der Untersuchung und Beschreibung konkreter Fähigkeiten und Methoden politischen Handelns. Die erste Fassung ist im März 2004 in Leipzig entstanden. Mich interessiert Kultur vor allem als Vorrat an Wissen. Der Text macht greifbar, zu welchem (emanzipativen) Zweck und aus welchem Blickwinkel ich mich u.a. mit den Methoden und Techniken politischer Arbeit des Public Affairs Ansatzes sowie – als Anwendungsfeld – mit politischen Vereinen und Parteien als Sozialtechnik und als (digitale) politische Beteiligungs-Infrastruktur befasse. Weiterlesen
Methoden und Techniken politischer Arbeit des Public Affairs Ansatzes
Dieser Aufsatz ist eine Einführung in die Methoden und Techniken politischen Arbeitens des US-amerikanischen Public Affairs Ansatzes. Im ersten Teil wird Public Affairs als Disziplin vorgestellt. Der zweite und dritte Teil erörtern ausführlich Issue Management und Stakeholder Management als die zwei zentralen handwerklichen Konzepte von Public Affairs. Der vierte Teil geht dann auf Strategieoptionen von Unternehmen im politischen Prozess ein.
Weiterlesen
Bircken, Margrid: Victor Klemperers autobiografisches Schreiben. Zwischen Selbstdeutung und Chronistenzwang.
2007 habe ich die Tagebücher Victor Klemperers von 1933 bis Spätsommer 1945 gelesen. Durch die Auseinandersetzung mit der Kunst und Technik des Erzählens mittels des Neuen Funkkollegs des Hessischen Rundfunks und seines Begleitbandes, herausgegeben von Mentzer und Sonnenschein, bin ich für die Selbsterzählung als einer – wenn nicht der – Quelle des Erzählens sensibilisiert worden. Beim Packen von Umzugskisten bin ich nun auf das Sammelwerk von Siehr gestoßen, indem sich Margrid Bircken mit Klemperers autobiographischem Schreiben als solchem beschäftigt. Weiterlesen
Flusser, Vilém: Für eine Philosophie der Fotografie, 7. Auflage. Göttingen: European Photography, 1994 (Exzerpt)
Das Bild ist für den Menschen der Zugang zur Welt. Das Bild soll Zugang sein, aber es verstellt sie, bis Bilder die Realität des Menschen sind. Das Bild führt zum Irrtum über die Wirklichkeit. Weiterlesen
Biedermänner, Brandstifter und Karrieristen. Notizen zu Jean-Claude Kaufmanns Theorie der Identität. (Lieferung 2)
Der folgende Beitrag ist die zweite Lieferung meiner Erörterung des Buchs „Die Erfindung des Ich: Eine Theorie der Identität“von Jean-Claude Kaufmann, in der ich Kaufmanns Argumentation zusammenfasse und bezogen auf einige mir interessant erscheinende Themenbereiche diskutiere. Im folgenden werde ich kurz meine erste Lieferung zusammenfassen, um mich dann ausführlich Kaufmanns drittem Teil zu widmen. Kaufmann überträgt hierin seine Überlegungen zum Identitätsprozess auf die Gesellschaft, auf ihre Milieus und Phänomene. Unter der Überschrift des klassischen Dreiklangs „Voice, Exit and Loyality“ seziert Kaufmann individuelle und kollektive Verhaltensmuster, die quer durch alle Schichten in unterschiedlicher Form und Ausprägung zu Tage treten. Weiterlesen
Das kreative Ich auf der Suche nach Anerkennung. Notizen zu Jean-Claude Kaufmanns Theorie der Identität. (Lieferung 1)
Dies ist eine Erörterung Jean-Claude Kaufmanns Buch „Die Erfindung des Ich: Eine Theorie der Identität“, in der ich Kaufmanns Argumentation zusammenfasse und bezogen auf einige mir interessant erscheinende Themenbereiche diskutiere. Zuerst hatte ich dies in meinem damaligen Blog im August 2009 veröffentlicht, greife den Text hier aber in einer durchgesehenen und bearbeiteten Fassung wieder auf.
Weiterlesen
Olsons Theorie über das kollektive Handeln in Gruppen. Teil 2: Das Gelingen der Beschaffung von Kollektivgütern abhängig vom individuellen Kostenanteil
Wann immer die Beschaffung eines Kollektivguts Kooperation von Akteuren voraussetzt, ist das Zustandekommen seiner Beschaffung alles andere als sicher, weil jedes Mitglied innerhalb der Gruppe der Beschaffenden die Möglichkeit der Beschaffung durch seines individuell rationales Interesse unterläuft, weil es sich selbst nach Möglichkeit nicht an den Beschaffungskosten beteiligen möchte. Weiterlesen
Olsons Theorie über das kollektive Handeln in Gruppen. Teil 1: Trittbrettfahren ist bei der Beschaffung von Kollektivgütern rational, gefährdet aber die Möglichkeit der Beschaffung
Problematisch wird die Beschaffung eines Kollektivguts, wenn sie Kooperation voraussetzt, die jedoch durch dominantes individualistisches Verhalten Einzelner nicht zustande kommt. Das Problem dieser Situation ist Koordinationsineffizienz. Ihre Lösung besteht darin, sich einvernehmlich zur Kooperation zu entschließen und nicht-kooperatives Verhalten zu sanktionieren.1 Dieses Problem sowie Möglichkeiten seiner Lösung werden von Mancur Olson2 beschrieben. Weiterlesen